Donnerstag, 27. September 2012 – Der erste Tag
Donnerstag, 27. September 2012 – Der erste Tag

Donnerstag, 27. September 2012 – Der erste Tag

Espresso ägyptisch

Es ist kurz nach 03:00 Uhr und Lilith will unbedingt einen Kaba haben. Natürlich haben wir keinen im Zimmer und Wasser reicht der Dame auch nicht. Da sie keine Ruhe gibt, stehe ich halt auf und hoffe, daß dieses Café bei der Rezeption geöffnet hat. Es ist sehr warm, ich latsche in Shorts und T-Shirt quer durch die Anlage und schwitze! Super, das Café hat geöffnet, ich bekomme „organic milk for your baby“ und einen sehr leckeren Espresso. Da ich ja eh hellwach bin, macht der nun auch nichts mehr aus.<br />Bis ich ins Appartement zurückgekehrt bin, schläft mein Kind natürlich tief und fest und schert sich nicht im geringsten um den gerade frisch geholten Kaba. Na danke dann für´s Wecken. Ich sitze auf der Terrasse, betrachte die Sterne und geniesse die warme Luft. Was jetzt noch fehlt, ist ein gutes alkfreies Bier. Die Anlage und der Pool sehen absolut schön aus, das Wasser ist immer noch angenehm warm. Nach dem kurzen Spaziergang rund um den Pool versuche ich doch noch, eine Mütze voll Schlaf zu bekommen, damit ich nachher einigermaßen fit bin für meine ausgeschlafenen Mädels.

Es ist kurz nach sieben, die Sonne scheint bei lockeren 32°C, so muß das sein. Obwohl ich nicht wirklich geschlafen habe, bin ich in einem wachähnlichen Zustand. Zumindest mein Körper. Während die Mädels von Pool, Wasser und Sonne reden, interessiere ich mich eigentlich nur für Frühstück und Kaffee. Ich bin gespannt, ob der trinkbar ist und irgendeine Wirkung zeigt. Lilith rennt schon, nackig wie sie ist, Richtung Terrasse, sie will in den Pool. Aber jetzt sollten wir erst einmal frühstücken gehen. Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder im Hauptrestaurant oder im Tagine, dem marrokanischen. Wir entscheiden uns für das zweite und suchen nach Kaffee, was in meinem Halbschlaf gar icht so einfach ist. Wir finden ihn trotzdem, er ist heiß, schmeckt im Ansatz nach Kaffee und könnte eventuell Koffein enthalten. Mit viel Milch geht das schon runter. Lilith hat wieder richtig Appetit und schaufelt sich eine große Schüssel Yoghurt rein.<br />Obwohl es hier sehr nett ist, ist die Auswahl recht gering. Deswegen gehen wir ins Hauptrestaurant „Cave du Roi“, da gibt es einfach viel mehr leckeres. Frisches Obst, verschiedene Brote und Brötchen, Wurst, Käse, Rührei und auf Wunsch auf Crêpes und Blätterteig. Vieles wird direkt frisch zubereitet und es schmeckt richtig gut. So ein Frühstück ist der beste Einstieg in einen Tag.

Lilith nervt schon ein wenig, sie will unbedingt schwimmen und im Pool spielen. Deswegen schicke ich die Mädels schon einmal los ins Wasser, ich muß ja leider noch zum Reiseleiter, das übliche Prozedere über mich ergehen lassen. Nady, so heißt der Reiseleiter, wartet in der Lobby bereits auf mich und begrüßt mich herzlich-professionell. Nach ein paar Sekunden bemerke ich allerdings, daß auch dieser Mensch einfach alles auswendig gelernt hat und versucht, einem seine Produkte anzudrehen. Typische Begrüßung, typische Sicherheitshinweise („Kaufen Sie nicht bei die Händler hier vor und in Hotel! Sie mussen wissen, dass diese nicht ehrlich sein.“) und dann geht´s los mit der Verkaufsshow. Hach, es gibt Tage, da geniesse ich solche Sachen richtig. So auch heute. Ich lasse ihn seine Sprüche aufsagen, heuchle Interesse und frage an den richtigen Stellen. Er will mir eine hoffnungslos überteuerte Tour andrehen und verspricht mir, daß wir „garantiert einzige Leute in Naturschutzgebiet“ seien. Als ich ihn fragte, wozu dann 20 und mehr Boote in besagtem Gebiet ankern müssten, verkniff er sich eine Antwort. Auch meine Einwände, daß wir mit einem zweijährigen Kind keinen Trip zu irgendwelchen Beduinen machen wollen, ignoriert er gekonnt. Naja, bei diesen Preisen werden wir eh nicht ins Geschäft kommen. Ich verabschiede mich mit einem ähnlichen Versprechen bei Nady: „Ich denke darüber nach, klingt alles interessant, danke!“

Es ist kurz vor Mittag und die Sonne knallt auf uns herunter. Das ist mal richtig heiß und wir sind das so nicht mehr gewohnt. Zur Erfrischung springen wir in den schönen großen Pool und haben eine Menge Spaß. Das Wasser ist angenehm temperiert und der leichte Wind kühlt zusätzlich. Ich tobe ausgelassen mit Lilith und ihrer Schwimmnudel und sie kreischt vor Vergnügen. Immer wieder überfliegen Ferienjets die Anlage, was aber nicht wirklich stört. Nach einer Stunde im Wasser wird´s doch ein wenig frisch und wir müssen eine Pause machen. Auf den riesigen Liegen sind wir innerhalb von Minuten trocken und wieder warm. Das ist einfach herrlich.

Ich gehe kurz rein und schaue Nachrichten, vor allem das Wetter in Deutschland interessiert mich. So schlecht ist das allerdings auch nicht, da bäumt sich wohl der letzte Rest Sommer noch einmal auf. Gleich danach geht´s zum Mittagessen, die Auswahl ist wieder sehr groß und vieles wird frisch zubereitet. Ob Fisch, Huhn oder Rind, ob Reis, Nudeln oder Fladenbrot, alles schmeckt gut bis sehr gut und ist nicht überwürzt. Wir greifen zu und essen reichlich, sogar Lilith isst sehr viel. Nach dem Essen lege ich mich eine Runde hin, die Nacht war doch einfach zu kurz. Katrin geht mit Lilith das Hotel erkunden und sie finden einige Spielmöglichkeiten. Das Kinderwasserparadies ist toll, der Kids Club dagegen eine Enttäuschung. Die dortige Animation besteht aus einem schlecht beschatteten Klettergerüst und kaum ist Lilith da, wird der Fernseher angeschalten. Äähm, naja, da braucht´s doch nicht wirklich, oder?

Nachdem ich ein wenig geschlafen habe, fahren wir mit dem Shuttle zum Schwesternhotel „Dana Beach Resort“, dessen Strand wir mitbenutzen dürfen. Auf der kurzen Fahrt hören wir zum ersten Mal ägyptischen HipHop, das klingt recht seltsam, aber irgendwie lustig. Vor langer Zeit mag dieser Strand einmal richtig schön gewesen sein, aber der jetzige Zustand ist leider sehr schlecht. Festgestampfter Sand, überall Zigarettenkippen trotz zahlreicher Aschenbecher, zerschlissene Liegen und so trübes Wasser, daß man beim Abtauchen seine Hände nicht mehr sehen kann. Lilith traut sich anfänglich nicht in das Wasser, findet dann aber irgendwann Gefallen daran. Vor allem, weil wir „Engele fliieeeg“ mit ihr spielen.

Auf der Rückfahrt zu unserem Hotel stellen wir (erleichtert?) fest, daß wir uns für das bessere Hotel der beiden entschieden haben. Hier ist alles irgendwie arg abgelebt, was man über das Alf Leila nicht behaupten kann. Heute werden wir asiatisch essen gehen, aber erst müssen wir duschen und uns umziehen, überall klebt der Sand, sogar in der Hose! Lilith verschlingt im Restaurant so viele Chicken Wings, daß ich zweimal Nachschub holen muß. Es schmeckt aber auch einfach richtig super. Obwohl wir mehrfach nachschlagen, passt noch ein Dessert rein. Lecker, lecker… Auf dem Rückweg kommen wir an zwei Kamelen und einem Pferd vorbei, der als Beduine Verkleidete lädt Lilith ein, eine Runde auf dem Kamel zu reiten. Erst will sie gar nichts davon wissen, erst als Papa mit drauf sitzt, kann es losgehen. Nach ein paar Sekunden gefällt es ihr richtig gut, es ist ihr zwar nicht ganz geheuer, aber trotzdem hat sie Spaß, eine zweite Runde will sie aber doch nicht reiten.

Im Zimmer wartet eine nette Überraschung auf uns. Der Roomboy hat aus Lilith´s Kuscheldecke, dem Baf und ihrem Bébé ein kleines Kunstwerk geschaffen. Die Reaktion: „Mein Bébé! Mein Baf!“ und weg war das Kunstwerk. Meine Mädels sind müde und machen sich bettfertig. Kaum liegen sie auf der Matratze, dösen sich auch gleich weg. Ich hingegen bin noch total fit und weiß nicht, was ich anstellen soll. Also schnappe ich mir die große Kamera, das Stativ und mein neues Spielzeug, einen Infrarotauslöser. Damit erkunde ich die Hotelanlage und suche nach schönen Motiven. Die gibt es hier en masse und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es entstehen trotzdem einige wundervolle Bilder und ich bin sehr begeistert. Erfolglos versuche ich, irgendwo ein alkfreies Bier zu bekommen, aber leider Fehlanzeige. Schade, dann trink ich halt noch einen dieser supergenialen Espressi, die es gratis gibt. Dazu rauche ich gemütlich eine Zigarette und lausche ein paar sächselnden Deutschen, die hier scheinbar die Mehrheit bilden.