Als ich 2004 eine große Knie-OP hatte und danach insgesamt neun Wochen an Krücken gehen mußte, wäre ich vor Langeweile fast gestorben. Es war Sommer und ich konnte kaum etwas unternehmen. Tja, was soll man auch machen, wenn man die Beine nicht verwenden kann und die Arme für die Benutztung der Krücken verschwenden muß?
Nach ein paar Tagen kam mein großer Bruder mit einer billigen und recht einfachen, aber bereits digitalen, Hosentaschenknipse daher und meinte, ich könne damit etwas anfangen.
Klar. Ich. Der Typ, der noch nicht einmal auf Klassenfotos so richtig zu sehen war. Derjenige, der sowas von keinen Bock hatte, Blümchen, Tierchen und erst recht Menschlein zu fotografieren.
Aber wie es im Leben so ist, einige Leidenschaften erkennt man erst Jahre später.
Genau zehn Tage vor meiner Hochzeit ist das besagte Plastikteilchen kaputt gegangen und ich brauchte dringend Ersatz. Also habe ich einen Bekannten um Rat gebeten, der sich damit ziemlich gut auskennt. Ich sagte ihm, er soll mir eine Kamera schicken, die gute Fotos macht und ich nicht allzuviel dabei nachdenken muß. Aber bloß keine Hosentaschenknipse!
Er hat mir dann alles mögliche erzählt, bei ISO, Blende und Co. bin ich ausgestiegen. Bei 500,–€ für alles bin ich wieder eingestiegen.
Drei Tage später kommt ein Paket von meinem Bekannten, darin eine Nikon D60 mit zwei Objektiven. Ein riesiges Teil irgendwie. Liegt aber gut in der Hand und Fotos kann man damit bestimmt auch machen.
Nach der intensiven Studie der Gebrauchsanleitung wußte ich immerhin, wie man den Akku lädt, das Teil an einen PC anschließt und das Objektiv wechselt. Aber wie man Fotos macht…???
Auf ging’s zur ersten Probe, Garten passt, Wetter ist gut, Blumen blühen. Dann halt doch eine Blume, naja.
Knips.
Die Rose ist auch toll.
Knips.
Cool, Sonnenblume.
Knips, Knips.
Und Nachbars Katze.
Knips, Knips, Knips.
Drei Stunden und 16GB später habe ich dann die Kamera an den PC angeschlossen. Als ich die FOtos dann durchgesehen hatte, war ich der Fotografie eigentlich schon verfallen.
Die Sonnenblume hatte eine Biene.
Die Biene hatte Beine.
Die Beine hatten Haare.
Der Rest… ist Geschichte.
Die kann ich ja gerne mal bei einem Kaffee erzählen.
So long…
Pat