Und wieder ist es 05:00 Uhr, und wieder sind es diese Drecksmücken, die uns wecken. Obwohl ich diesen Mückenschreck besorgt habe und gestern noch mindestens zehn Tiere zerschlagen habe, fressen die kleinen Mistviecher meine Tochter auf. Immerhin ist Katrin auch wach geworden und ich bin nicht der einzige Frühaufsteher.
Wie jedes Mal zeigen meine Füße auch dieses Mal wieder diese seltsame allergische Reaktion, aber nun weiß ich, woher das kommt. Salzwasser in Kombination mit dem Sand und der Sonne. Gerötet mit Pusteln, obwohl ich die Füße gut gepflegt habe. Da hilft auch kein Fenistil. Autschn!
Ich schlurfe zur Lobbyterrasse und Ali, der Kellner, bringt mir ein schwarzes Getränk, daß schon fast als Aufputschmittel durchgeht. Wenn ich das Zeugs noch öfter trinke, werde ich nie wieder schlafen können. Er macht mir auch gleich einen Milchkaffee „für dein Frau“, ich nehme den dankend an und bringe ihn ins Zimmer.
Frühstück ist heute etwas seltsam, meine Tochter ist stinkig, weil die ganzen Mückenstiche nerven und David hat keinen Hunger. Hachja, der Hunger kommt bestimmt, denn wir wollen heute alle Rutschen roggen und heute Nachmittag Nicole und Familie besuchen. Heute ist es richtig heiß, wir haben um kurz nach 08:00 Uhr schon 38°C, es soll weit über die 40 gehen. Zum Glück tragen wir alle FlipFlops, sonst würden unsere Fußsohlen wohl mit dem Boden verschmelzen.
Die Wasserrutschen gehen alle ab wie Schmitz‘ Katze. Es gibt einfache Rutschen, kurvige, schnelle, gaaaanz langsame, breite, blaue, grüne, gelbe und gemeingefährliche. Zwar dürfen die Kids nicht alle benutzen, dafür ich! Geile Gaudi!
Wir haben nun fast alle durch, aber es wird einfach zu heiß und die Treppe zu den Rutschen ist komplett ohne Schatten. Deswegen gehen wir lieber in den Wellenpool und üben ein wenig das Schnorcheln, damit wir morgen im Roten Meer sicher sind.
Vor dem Mittagessen spreche ich noch einmal mit dem Operator und dem Manager, damit wir ins Titanic Beach können. Da waren wir vor zwei Jahren mit Oma und Tante schon, aktuell sind dort unsere Bekannten. Nach einigem Hin und Her kriegen wir die Erlaubnis, aber da gibt es zwei Leute, die mal so richtig was dagegen haben. Danke für’s Versauen, Nachkommen! Es geht immer nur um euch! Ich könnte gerade einen Regenbogen kotzen vor Freude.
16:32 Uhr – Die Katastrophe
Ich sitze immer noch bruddelnd am Kinderpool, während die beiden ihren Spaß haben. Der währt aber nicht lange, denn David kommt langsam eine Treppe herunter, mit gesenktem Kopf. Lilith sagt, daß er weint, kurz darauf sehen wir das Blut. Verdammt! Mit drei großen Schritten sprinte ich mit Klamotten durch den Kinderpool und nehme David. Zuerst denke ich, daß die Nase blutet oder er sich eine Lippe angerissen hat. Ich lege ihn auf die Liege, beruhige ihn und sehe dann eine klaffende, ca. 3cm große Wunde am Kinn. Scheiße, das sieht nicht gut aus.
Ich befehle Katrin, den Lifeguard zu holen. Sie reagiert blitzschnell und ist ein paar Sekunden später mit dem Lifeguard bei uns. Mit Tupfer, Desinfektion und Jod säubere ich die Wunde, nebenher muß ich den Lifeguard beruhigen, der will immer mit Watte rumtupfen. Laß gut sein, Mann!
Wir müssen ein seltsames Bild abgeben, denn viele Leute gaffen herüber. Sind wir also die Sensation des Tages…
Ich wickel David in ein großes Handtuch und bringe ihn zum Hotelarzt, der auch sehr schnell zur Stelle ist. Wir gehen in seine „Clinic“, welche früher wohl mal ein Salon vom Restaurant war. Der junge Arzt (oder was auch immer) ist sehr nervös und frägt mehrfach, wie alt David ist. Schnell wird uns auch klar, daß wir die Wunde nähen müssen.
David ist sehr tapfer, zwar weint er wegen der Spritze und daß er genäht wird, aber bei der vierten und letzten Naht sagt er wie ein Superheld folgendes zum Arzt: „Einmal nähen schaffen wir noch, das geht schon.“ Zwar versteht der Mann nichts, aber ich bin in dem Augenblick doch stolz auf meinen Sohn. So tapfer! Er möchte auch, daß ich alles fotografiere und ihm zeige, er will ganz genau wissen, was da passiert ist. Mein Sohn halt… neugierig wie sein Papa.
17:45 Uhr – Und nun? Urlaub gelaufen??
Auf die Frage, wann David denn wieder in die Pools darf, antwortet der Arzt(helfer) „never“! Niemals nie wieder! Und auch keine Sonne. Hallo? Soll ich David jetzt in den Koffer packen und abreisen, oder was? Nebenher meint der (Möchtgern)Arzt, daß wir täglich vorbeischauen sollen, damit er die Nähte kontrollieren kann. Zudem verschreibt er seltsame Medikamente, allen voran Antibiotika. Der Hammer ist ja, daß Dr. Abzock uns eine Rechnung von 300,–€ auftischt. 6.300 Ägyptische Pfund! Wir haben wohl keine Wahl, denke ich. Nun, das regeln wir dann von Deutschland aus.
Was machen wir nun mit David? Für heute ist eh erstmal Schluß, was ihm wohl am meisten stört. Keine Pools, keine Rutschen, kein Meer, das wird hart. Aber irgendwas wird sich finden. Trotz allem gehen wir morgen mit Mogli auf’s Rote Meer, wir müssen uns dann halt abwechseln, jeder darf mal bei David auf dem Boot bleiben.
Nach den ganzen Schrecken des Nachmittages sind wir alle reif für’s Bett.
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