Es ist 04:15, mein Handy singt gerade „Good Morning… lalalaalaaa“. Eigentlich ein guter Grund, das Ding an die Wand zu werfen. Aber heute nicht, denn es ist der große Tag, wir fahren mit Mogli mitten ins Rote Meer! Zu den Delfinen!
Ich hole schnell zwei Kaffee bei Ali, der verwundert ist, daß ich heute nicht zerknirscht, sondern gut gelaunt bin. Mit dem Kaffee zurück im Zimmer versuche ich die drei Schlafmützen zu wecken. Was ein interessantes und langwieriges Unterfangen ist. Aber gegen fünf sind sie alle fit und wir können los.
In der Lobby gibt es noch Kaba für die Kleinen und noch einen Kaffee für Katrin und mich. Um Punkt 06:00 Uhr sind wir vor dem Hotel, pflücken ein paar hübsche Blumen für Petra und warten auf das Shuttle. Das nicht auftaucht, aber ok, zehn Minuten Verspätung sind nichts ungewöhliches in Hurghada. Als das Shuttle um halb7 immer noch nicht da ist, schreibe ich Petra einen Text, sie ruft mich auch gleich zurück. Der Busfahrer war am falschen Hotel, kommt aber gleich ums Eck. Kaum aufgelegt, ist der auch schon da und entschuldigt sich tausendfach. Ist doch ok, mach dir keine Sorgen. Die Blue Shadow wird nicht ohne uns ablegen.
07:15 Uhr – Blue Shadow
Um kurz nach sieben sind wir an der Anlegestelle, wo wir gleich total herzlich in Empfang genommen werden. Petra freut sich riesig über die Blumen, die wir gepflückt haben. Leider ist sie heute nicht mit an Bord, sie hat zu tun. Schade, aber wie ich höre, hat sie einen legendär leckeren Marmorkuchen da gelassen.
Wir geniessen nicht nur den Kuchen und das herrliche Wetter, sondern auch die genial-witzige Einweisung von Ralf. Ich weiß nicht, ich mag den Kerle halt. Seine Sprüche sind klasse und die Stimmung ist gelöst. Wir haben bestes Wetter, sehr ruhige See und ca. 27°C Wassertemperatur. Perfekt zum schnorcheln und tauchen. Und wer weiß, vielleicht stolpert uns ja ein Walhai über den Weg.
Die Blue Shadow legt ab und die Kinder erkunden das Boot. In der Nähe vom Hafen entdecken David und ich wieder viele lustige Jellys, er kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Er erlebt das quasi zum ersten Mal, denn bei der letzten Tour vor vier Jahren war er noch ein Baby.
Wir geben Vollgas und sollen in ca. 30 Minuten am ersten Spot sein. Wir bereiten uns schon einmal vor, holen unsere Flossen und Schnorchel raus und legen die unten am Heck bereit. Wir wollen ja schließlich sofort ins Meer, wenn wir angekommen sind.
Yeah, wir sind am ersten Spot und wir springen gleich ins Wasser. Obwohl David diesen Riesenverband hat und wir ja „nevereverniemalsniewieder“ ins Wasser dürfen, kommt er mit mir ins Rote Meer. Er findet das richtig toll und freut sich total.
08:00 Uhr – Figgende Delfine
Katrin und Lilith springen uns hinterher und lassen sich mit dem Zodiac etwas weiter raus bringen, dahin, wo die Delfine sind. Nachdem ich David wieder an Bord gebracht habe und er zu mir sagte, ich solle doch auch zu Mama und Lilith, bin ich ins Wasser gesprungen und auch gleich auf ein kleineres Rudel Delfine gestossen. Die Tiere schwimmen neben, vor, unter und hinter uns, Lilith kann vor Begeisterung kaum noch schnorcheln. Es ist absolut spektakulär!
Nach einer Viertelstunde ist es Lilith dann zu anstrengend und zuviel, wir bringen sie an Bord der Blue Shadow und gehen sofort wieder ins Wasser. Wir schnorcheln den Delfinen hinterher und vergessen alles um uns herum. Wir sind so geflasht, daß wir gar nicht richtig merken, wie wir mitten in einem Rudel schnorcheln. Vor uns sind ca. 15 Delfine, direkt daneben noch einmal zwei oder drei und unter uns versuchen fünf junge Männchen ein Weibchen zu besteigen. Oder soll man besser beschwimmen sagen? Nennen wir es beim Wort: figgende Delfine! Direkt vor unserer Nase, das ist der Hammer! Ein Männchen läßt direkt unter Katrin Luft ab und sie schwimmt durch die Blasen. Ha, wie geil! Zwei weitere Delfine kreisen noch einmal um uns und dann tauchen sie ab. Bis auf sechs Meter Tiefe schaffe ich es zwar, aber die sind zu schnell für mich. Sie tauchen weiter ab und sind verschwunden.
Nach diesem absolut genialem Erlebnis kehren wir auf die Blue Shadow zurück und es wird schon zum Mitttagessen geläutet. Echt, ist es schon so spät? Die Zeit verfliegt förmlich, wenn man im Meer ist. Das Essen ist wie immer lecker und die Falafel ein Traum!
David hat sich mit einem etwas älteren Bub angefreundet, der ist cool, weil er ein Smartphone mit lustigen Spielen hat. Vor lauter spielen achtet er nicht auf seinen Verband und fummelt daran herum. Ich mache den Verband weg und bin total verwundert, daß die Wunde schon geschlossen ist, keine 24 Stunden, nachdem er sie sich zugelegt hat. Wenn das weiter so gut geht, kann er doch noch in den Pool!
13:00 – Katrin taucht ab!
Wir machen uns auf zum nächsten Spot, an dem Katrin ihren Tauchgang machen wird. Auf dem Weg dorthin pennen Lilith und David ein, die sind mal richtig ko. Am Spot angekommen, lasse ich es mir nicht nehmen, vom Dach der Blue Shadow ins Meer zu springen. Jieeehaaa!
Katrin bereitet sich mit Ralf auf ihren Tauchgang vor, sie wird gut instruiert und freut sich schon total. Beim Anziehen des Neopren hat sie so ihre Schwierigkeiten, aber kurz danach ist sie mit voller Montur bereit, das Rote Meer zu erkunden. Ohne zu zögern springt sie wie ein Profi vom Heck ins Wasser und läßt sich von Ralf in die Tiefe leiten.
Weil die Kleinen noch immer schlafen, nutze ich die Gelegenheit und schnorchle ein wenig an dem schönen Riff entlang. Neben allerlei bunten Fischies treffe ich auf eine Muräne. Die findet sich scheinbar nicht fotogen, denn jedes Mal, wenn ich mit der Kamera komme, zieht sie sich zurück und kaum drehe ich mich weg, kommt die wieder. Nach drei Versuchen lasse ich es mal, soll die ihre Passfotos doch am Automaten machen. Auf dem Tableau finde ich seltsame schwarze Würschtle am Boden, die sehen aus wie Plastikrohre, bewegen sich aber komisch. Ich mache Beweisfotos, damit ich später Ralf fragen kann, was das sein soll.
Nach einer dreiviertel Stunde kehrt Katrin von ihrem Tauchgang zurück und das erste, was sie sagt ist: „Ralf, was labersch du mich eigentlich so voll unter Wasser?“. Beide müssen lachen und sind richtig happy. Das ist genau das, was meine Frau gebraucht hat. Ich freue mich schon auf die Fotos und Videos, die Ralf gemacht hat. Katrin hat nun ganz offiziell ihren 1. PADI! „Discover Scuba Diving“, das ist doch schon mal was. Und wer weiß, vielleicht kommen die anderen PADIs auch noch dazu, Ralf hat sich schon angeboten, die Kurse mit uns zu machen.
Leider ist die Tour bald zu Ende, wir fahren schon zurück an die Marina. Schade, daß wir keinen Walhai gesehen haben, aber das wäre unglaubliches Glück gewesen. Immerhin hat mir Ralf erklärt, daß diese schwarzen Würschtle auf dem Riff Seegurken sind. Ahja, wieder etwas gelernt. Und wir haben wirklich viele schöne Fischies gesehen, sind mit figgenden Delfinen geschwommen, haben riesig viel Spaß gehabt und einen wundervollen Tag auf dem Meer verbracht.
17:30 – Zurück im Hotel
Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Die Kinder haben wohl ein neues Urlaubshobby: nölen. Sie wollen es einfach nicht wahrhaben, daß dieser eine Tag Mama und Papa gehört. Sie wollen noch dies, sie wollen noch das, meckern das Abendessen an und sind unzufrieden. Ich denke, es ist am besten, die beiden ins Bett zu stecken.
Aber davor müssen wir noch zu diesem Abzocker-Doktor, David’s Kinn kontrollieren lassen. Der labert uns wieder voll, daß wir bloß nicht ins Wasser sollen, lobt sich selbst über den Klee (good job), weil die Wunde schon zu ist und sagt uns, daß wir unbedingt das Pflaster drauf lassen sollen, das Antibiotika nicht vergessen dürfen (was ich mich weigere, meinem Sohn zu geben!) und morgen wiederkommen müssen. Eh klar, schließlich kassiert dieser Geier für jeden Besuch zehn Euro, die es uns nicht auf die Rechnung schreibt. Diebische Art von Bakshish!
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